KOMMODE GEGEN DIE WEGWERFMENTALITÄT
»Betonen statt kaschieren« ist eine mögliche Art mit schadhaften Stellen und fehlenden Bauteilen umzugehen. Eine originale Rekonstruktion wird gar nicht angestrebt, die turbulente Geschichte des Möbelstücks nicht verschwiegen, sondern sogar sichtbar gemacht.
So fällt bei der Ausbesserung von Furnierarbeiten und Ergänzungen die Holzwahl nicht auf ein in Farbe und Maserung identisches Austauschstück, sondern es wird ein starker Kontrast zum Bestandsmaterial gewünscht. Man darf und soll sehen, welche Makel und Schäden das »gute Stück« davongetragen hat, um nun eine neue Nutzung zu erfahren.
Bei der Kommode kam für die Platte Eichenaltholz zur Verwendung. In diesem Fall sind es Dachlatten aus dem 1800 Jahrhunderts, einer Zeit als die Dächer der ärmeren Landbevölkerung noch mit Stroh gedeckt waren.
Linoleumreste, die mit einer Ader aus Wengenholz als dekoratives Element versehen wurden bilden die „neue“ Platte der Eichenkommode, die ohne ihr ursprüngliches Dach im Regen aufgefunden wurde. Eine gute Nutzbarkeit des Möbelstücks hat für mich Priorität. Dazu gehört die Überarbeitung von Verschleiß- und Abnutzungserscheinungen. Beim Besitzer soll die Freude nicht nur durch das wieder erstrahlte “Aussehen“ geweckt werden, sondern auch durch eine gute Funktionalität.